Du kannst bereits beim Anblick eines Weines viel über ihn erfahren. Nein, wirklich, du kannst (es)! Sommeliers und Weinkenner nutzen bestimmte Fähigkeiten, die ihnen bei der visuellen Beurteilung eines Weines helfen. Möchtest du wissen welche Fähigkeiten es sind? Dann hol' dir schnell ein Blatt Papier und ein Glas Wein. Klingt schon mal gut, oder? Halte dein Glas in einem 40° Winkel, so dass du durch den Wein auf das Papier schauen kannst. Vorsicht, nicht verschütten, du möchtest doch cool aussehen.

Ein Moment der Klarheit

Kannst du durch den Wein gucken? Ist er trüb oder klar? Ein Wein, der trüb ist, könnte entweder ungefiltert, verdorben oder ein gut gereifter Wein sein.

Filtern des Weines hilft, kleine Unreinheiten (kleine Bakterien und Hefezellen) zu entfernen, die sich sonst später vielleicht dazu entschließen könnten, eine kleine Party in deiner Weinflasche zu starten und den Wein damit zu ruinieren. Das Filtern klärt den Wein auch durch die Entfernung von Ablagerungen, um ihn ansprechender aussehen zu lassen. Nicht alle Weine werden gefiltert. Es gibt auch Winzer, die gar nicht filtern - im Glauben der Wein verliere seinen Charakter, wenn er gefiltert wird.

Genauso wie ungefilterter Wein, kann auch verdorbener Wein trüb aussehen. Entweder ist er günstig hergestellt oder nicht vernünftig gelagert. 

So, wie weißt du nun, ob der Wein verdorben oder ungefiltert ist? Verdorbener Wein riecht unangenehm, muffig wie nasse Pappe oder verbranntes Gummi. Wenn du glaubst, dass dein Wein verdorben ist, dann riech mal dran. Du wirst es sofort wissen. Glaub mir.

Gut, dein trüber Wein riecht gut? Vielleicht hast du einen gereiften Wein. Während Wein altert, fallen die kleinen Dinger, die Tannine genannt werden, vom Wein ab und schaffen ein dunstiges Aussehen. Was ist Tannin? Tannin ist eine Substanz, die in der Haut, in den Kernen und im Stiel der Trauben enthalten ist. Wenn du einen Wein mit Tanninen trinkst, wird dein Mund trocken. Denk an sehr starken schwarzen Kaffee. Hast du's?

Wo waren wir stehen geblieben? Ah ja, die Tannine fielen vom Wein ab und führten zum dunstigen Aussehen. Was übrig bleibt, ist ein reifer Wein, der Nuancen hat, die sich über längere Zeit entwickelt haben. Du Glückspilz!

Zeig mir etwas Farbe

Die Farbe eines Weins sagt auch vieles über das Alter eines Weines aus.

Hast Du einen dunkelvioletten Wein? Oder ist er eher rubinrot? Ist er ein blasser Weißwein mit einem Grünstich? Oder hat er eher eine satte, strohgelbe Farbe?

Die Farbe verrät dir etwas über das Alter. Normalerweise wird Weißwein dunkler und Rotwein heller mit dem Alter.

Ein anderer visueller Hinweis ist der Farbverlauf am Rand. Was bitte schön ist denn das, fragst du dich? Es ist die Farbveränderung von der Mitte des Glases bis zum Rand. Du kannst mit dem Farbverlauf das Alter vorhersagen. Halte deinen Wein über das Papier, so dass du durchschauen kannst. Wenn dein Wein jung ist, ist kaum eine Veränderung zu sehen. Umgekehrt gilt: Wenn dein Wein schon älter ist, wirst du den Farbverlauf zum Rand deutlicher sehen. Siehst du? Ganz schön cool, was?

Durch Dick und Dünn

Der nächste Trick bei der Weinanalyse ist die Viskosität. Die Viskosität ist die Konsistenz des Weins. Ist der Wein dick oder dünn?

Nimm dein Glas und schwenke es. Stopp! Nur ein wenig, verschütte nichts, es wäre wirklich schade um den Inhalt. Die Tropfen, die an der Innenwand eines Weinglases runterkullern, nennt man 'Tränen' oder 'Beine'. Die Tränen können dir einen Hinweis auf den Herstellungsort des Weins und den Alkoholgehalt geben. Wenn die Tränen langsam kullern, dann hat der Wein eine höhere Viskosität. Ein Wein mit höherer Viskosität weist auf ein wärmeres Wachstumsklima und höheren Alkohol/Zucker-Gehalt hin. Ein Wein, bei dem die Tränen die Innenwand schnell herunterkullern, ist ein Anhaltspunkt für ein kühleres Wachstumsklima und einen geringeren Alkohol- und Zuckergehalt. 

Wer hätte gedacht, dass du soviel durch den Anblick eines Weines erfahren kannst? Ziemlich cool, was? Als Nächstes kommt: Nur die Nase weiß es!

Und nun: Trink deinen Wein! Du schaust ihn schon lange genug an! 

 

Ein exta großes Danke an Sevim Caliskan für die Übersetzung dieses Blogposts!